Mittwoch, 6. März 2013

Der Februar 2013



Was der Februar noch so mit sich brachte.

Rafas Vortrag
Lalo's Vortrag
Neben meinem Deutschkurs, der einen kleinen eigenen Bericht verdient hatte, sind hier noch einige Erlebnisse oder Dinge, die ich ebenfalls für erwähnenswert halte:
Fina, Alex und Lalo besuchen jeden Monat getrennt die Familien Kolpings und machen eine Art „Workshop“ mit ihnen. Die Themen sind für die Monate variabel anwendbar, aber vorgegeben.
Bei Fina dreht es sich hauptsächlich immer über das Thema „Finanzen“, was bei ihrem Beruf als Buchhalter natürlich nahe liegt. Aufgrund dessen besucht sie monatlich immer die Familien und nicht die Kolpingjugendlichen. Zu den Kolpinggruppen fahren Lalo und Alex monatlich abwechselnd. Wenn Lalo die Familien besucht, finden Alex‘ Workshops bei den Jugendlichen statt.
Ich habe immer die Möglichkeit, die drei zu begleiten, wenn ihre Workshops Dienstag und Donnerstag sind. Die anderen Tage kann ich sie, aufgrund meines Deutschkurses, nicht begleiten.
Im Monat Februar habe ich Lalo ein Mal zu einer Gruppe Jugendliche begleitet (ca. 2 Stunden Fahrtzeit). Auch Rafael Yobal ist dieses Jahr im Kolpingteam und spielt bei der Arbeit mit den Jugendlichen und der Entwicklung eine große Rolle. Da auch dieser für jeden Monat ein Thema für die Jugendlichen vorbereitet hat, hat er uns ebenfalls begleitet, da es ohne eigenes Auto schwer ist, über offene Verkehrsmittel dorthin zu gelangen.
Diese Gemeinde, wie Lalo mir erzählt hat, lebt ausschießlich von eigenem Boden, da dort beispielsweise sehr viel Mais angebaut wird, als wir auf den Weg in die Gemeinde waren, sah es aber doch etwas trist aus, da es in dieser Gegend nicht viel geregnet gescheint zu haben – alles war vertrocknet.
Lalo hat mir ebenfalls erzählt, dass es für die meisten der Jugendlichen, die dort leben, keine großen Jobchancen oder Möglichkeiten gibt, weswegen so mancher in den Drogenhandel rutscht. Nach unserer Ankunft bestätigte sich dies. Lalo fragte, was sie nach ihrem Schulabschluss machen wollen und mehr als die Hälfte hatte absolut keine Idee und einer sagte zu mir im anschließendem dass er Geld für einen Flug nach Deutschland sparen will, da man dort ja viel besser verdiene und er da viel bessere Chancen habe. Da ich glaube, dass es eher leicht daher gesagt wurde, wollte ich nicht groß anfangen, meine Meinung darüber kundzutun und habe ihm nur einige grundlegende allgemeine Dinge gesagt und sehr indirekt und zurückhaltend gesagt, dass ich die Idee für unüberlegt halte aus bestimmten Gründen.
Zurück zu dem Grund, warum wir eigentlich dort waren.
Im Februar drehte sich das Thema, das Lalo mit den Jugendlichen besprach um die Arbeit von ihnen. Auch wurden Themen wie Sexualität, Konsum (Drogen, Alkohol, ..) und ihr persönliche Entwicklung angesprochen. Ich war ziemlich begeistert von dem Vortrag.
Egal, wie interessant ein Thema ist, trägt derjenige, der es präsentiert, schlecht gelaunt, gelangweilt oder desinteressiert vor, lässt die Aufmerksamkeit nach. Bei Lalos Vortrag ging es mir absolut nicht so. Als Koordinator ist er natürlich oft der Redner in einem großen Treffen oder Veranstaltungen und auch da höre ich immer ziemlich gerne zu, da ich seine Vortragsweise als sehr authentisch empfinde, durch die Gestik und Mimik die er hat und auch die Wortwahl.
Mir schweben immer noch so einige Zitate von ihm im Kopf. Die einen sind einfach interessant, die anderen regen zum Nachdenken an.
„Jeder kommt als Jugendlicher irgendwann an den Punkt, an dem er sich fragen muss: Wer bin ich? Wo will ich hin? Wo will ich ankommen?!
Im Anschluss begann Rafa mit seinem Thema. Da auch hier am 14. Februar der Valentinstag ist, ging es diesen Monat um die Liebe. Was ist Liebe eigentlich? Welche Arten von Liebe gibt es? Oder beispielsweise die Wechselwirkung von Geben und Nehmen.
Nach diesen Vorträgen gab es noch ein gemeinsames Abendessen und anschließend fuhren wir in Richtung Heimat.
Man muss sich vorstellen, dass sie diese Besuche in den Familien und bei den Jugendlichen jeden Monat machen und sie so viele Tage im Monat von morgens 8 oder 9 Uhr bis abends um 11 Uhr arbeiten und unterwegs sind, da alleine die Fahrten zu den jeweiligen Leuten von einer bis zu drei Stunden dauert und man die Rückfahrt ja ebenfalls noch einrechnen muss.
Wer in diesem Team arbeitet, muss schon mit Herz und Überzeugung für die Vision, die diese Arbeit vertritt, stehen.
Fina, Lalo und Alex arbeiten wirklich sehr viel und haben sich noch nie darüber beschwert, wenn wir einmal wieder erst spät abends von einer Familie im Büro ankommen oder von morgens bis abends in Teocelo gestrichen haben, kommt nur mal ein „Willkommen im Kolping Team Veracruz“ und ein schelmisches Grinsen oder Lachen.



 Am 18. Februar hatte Lalo Geburtstag, Fina und Alex hatten ihren Geburtstag bereits im Januar, jedoch war Alex Geburtstag am Wochenende und Fina hatte an einem Tag an dem wir schon morgens zu einer Familie gefahren sind, weswegen ich nicht das machen konnte, was ich eignetlich machen wollte und zwar einen kleinen Geburtstagskuchen kaufen.
Am liebsten hätte ich diese natürlich selbstgebacken aber aufgrund der Tatsache, dass mein Backofen nicht geht, war das schlichtweg unmöglich.
Den Kuchen, den ich für den 18. Februar gekauft hatte sollte alsp eigentlich nicht nur speziell für Lalo sein, sondern ebenso für Fina und Alex nachträglich.
So saßen wir ca. eine halbe Stunde gemeinsam im Büro und haben Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Dieses kurze gemeinsame Treffen hatte auch gut gepasst, da so alle drei von ihren Besuchen in den verschiedenen Gemeinden berichten konnten.


Ein weiterer Punkt, um den ich mich im Februar gekümmert habe, waren so Fotorahmen. Da ich neben meiner Deutschkursarbeit und den Besuchen in den Familien, mich auch auf anderem Wege nützlich machen möchte, habe ich gefragt, ob es vielleicht noch eine Aufgabe für mich gäbe und sie da: Es gibt genug. So habe ich in diesem Monat 20 verschiedene Fotorahmen kreiert, die alle in kräftigen Farben sein und natürlich orange (wegen Kolping) enthalten sollten.
In den folgenden Wochen wird ein schöner Blumentopf gekauft und ein Baum hineingepflanzt und mit schönen Clips werden die Fotorahmen mit den Fotos dran gehangen. In Chiapas steht so ein Baum und es ist immer wieder schön zu sehen, was man mit ein bisschen Zeit so alles schönes machen kann und schön dekorierte Räume hat, ohne dafür viel Geld ausgeben zu müssen.
Denn außer Schere, Lineal, weißem Papier und vier Farben (Rot, Gelb, Orange und Hautfarbe) brauchte ich ja grundsätzlich nichts.




 Die Bilder sind alle etwas älter und sollten nur dazu dienen, zu sehen, wie der Rahmen mit Bild aussieht.


Alle Rahmen mit Bildern.

Die Rahmen ohne Bilder und nachdem sie laminiert wurden
Eine andere erwähnenswerte Sache, die ich erlebt habe, war der 15. Geburtstag eines Mädchens, dessen Mutter in einer Kolpingfamilie ist und das Mädchen selbst ist seit kurzer Zeit in einer Gruppe von Kolpingjugendlichen.
Über die Einladung habe ich mir sehr gefreut und gerade der 15. Geburtstag eines Mädchens ist etwas, was ich natürlich einmal erlebt haben muss.
Die Feier war jetzt nicht so pompös wie es oft der Fall ist.(Kleider, die sehr nach Brautkleidern aussehen vom Aufwand und der Auffälligkeit und hinzu kommt noch eine grelle Farbe (Pink, Lila, helles Blau, ..)), das liegt daran, dass es ein beschränktes Budget gab.
Aber es kommt ja nicht auf das Geld an, das man hineinsteckt. Die wichtigsten Dinge waren vorhanden: Freunde, Familie, gute Laune, ein Gottesdienst extra für sie und natürlich ein leckerer Kuchen!
Da ich erst einen Tag vorher eingeladen wurde und das an einem Abend blieb mir nicht gerade viel Zeit, ein Geschenk zu besorgen, da am folgenden Tag natürlich ein normaler Arbeitstag war und ich direkt danach gleich losmusste.
Ich wollte ungern einfach irgendein Armband oder Schmuck oder Kleidung bzw. irgendwas materielles  kaufen. Mir gefallen persönliche Geschenke viel besser und ich habe darauf gehofft und gebaut, dass es bei ihr auch so ist. So habe ich alle Bilder von ihr, die ich gefunden habe, ausdrucken lassen, auf ein Plakat geklebt und in der Mitte ein Zitat über Freundschaft geschrieben.
Nachdem wir im Haus von Mireya waren (einige Freundinnen und Freunde von ihr sowie die Familie), haben wir gemeinsam gegessen und ich habe ihr etwas zurückhaltend und unsicher das Geschenk gegeben.
Sie hat sich sehr darüber gefreut, und sich mit all ihren Freunden die Fotos in Ruhe angeschaut. Bevor die Torte angeschnitten wurde, gab es erst mal Karaoke und diesen Moment werde ich wohl niemals aus meinem Leben verdrängen können.
Eines der Lieder ist vorbei und ihr Papa sagt: „Wir haben hier noch einen Gast, der extra aus Deutschland angereist ist, um dir auf Deutsch ein nettes Geburtstagsständchen zu singen.“
Ich dachte, ich höre nicht richtig! Ich? Singen? Vor 20 Leuten? SINGEN?? Oh, bitte nicht!! Ich habe natürlich gleich erwähnt, dass es auf ihre Gefahr ist und ich hoffe, dass ihre Feier danach nicht vorbei ist, weil alle gegangen sind. und fing an. Aufgrund meiner Nervosität natürlich noch mal doppelt so schief sang ich: „Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein.. [..] Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.. [..]“
Naja, wie man sieht bzw. lesen kann: Ich lebe noch und kann beruhigt sagen, dass auch kein anderer zu Schaden gekommen ist.



Ein Tanz mit dem Papa.

 Was wäre ein mexikanischer Geburtstag ohne die mexikanische Geburtstagstradition "mordida". Dies bedeutet so viel wie Biss. Hierbei muss das Geburtstagkind einmal in die Torte beißen - und das sollte sie lieber mit Vorsicht machen, denn alle Anwesenden haben das Recht, das Geburtstagkind mit dem ganzen Kopf in die Torte hineinzudrücken. Ihre Mama hat es auch versucht, aber Montze war schneller und konnte somit einem klebendem Gesicht entkommen!

Erinnert so ein bisschen an das Foto von Lalo's Geburtstag. Auch sie hält
herzhaft grinsend das gerichete Messer auf mich.

Die letzte Sache, die ich schnell in kurz erwähnen möchte, ist, dass ich diesen Monat auch noch ein Wochenende im schönen Veracruz war. Das Meer genießen und das Aquarium anschauen – das war sehr schön und alleine ein Blick auf’s Meer und frische Meeresluft die mir um die Ohren bläst, reicht bei mir schon aus, um in mir eine Menge Glückshormone auszuschütten.
 
 

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