Mittwoch, 17. April 2013

22. März -31. März 2013

La Semana Santa.



Nun ist mein letzter Blogeintrag schon wieder ein kleines Weilchen her und in den letzten 3 Wochen ist so einiges passiert und somit folgt natürlich auch ein kleiner Bericht über die vergangenen Wochen.
Am 22. März schließt die Kolpingzentrale für eine Woche, da es auch hier „Osterferien“ gibt. Wie ich bereits erwähnt hatte, hatte ich mir für diese freie Woche auch schon etwas vorgenommen.
Am Freitag konnte ich mal wieder feststellen, wie viel Wert Mexikaner auf langvereinbarte Verabredungen legen. Diesmal war es nur etwas „gravierender“, da wir eigentlich gemeinsam auf ein Festival fahren wollten, welches ca. 5 Stunden von Fortín entfernt liegt und bei einem Freund meiner mexikanischen Freundin übernachten wollten.
Am Eingang
Eigentlich haben wir geplant, dass wir uns Freitagabend nach meinem Deutschkurs auf den Weg machen, aber aufgrund einiger zeitlicher Probleme, die sie wohl hatten, sollte es doch erst Samstagmorgen um 8.00 Uhr losgehen. Nun, letztlich wurde mir dann um 7.45 Uhr mitgeteilt, dass das wohl nichts wird. So musste schnell eine Alternative her. Den Bus nehmen, war meine erste Intention, also fuhr ich zum Terminal und natürlich waren alle Sitzplätze restlos von morgens bis abends nach Papantla ausgebucht. – nennt man dann wohl „mala suerte“ („Pech“). Da ich die Karte für das Festival aber schon gekauft habe, habe ich gesagt, dass ich mich von mir aus auch auf den Boden setze im Bus und trotzdem den gleichen Preis bezahle, weil ich mich auch einfach schon so sehr darauf gefreut habe.


Ich bekam ein Ticket und das Pech verfolgte mich nicht weiter: Ein Platz wurde nämlich auch noch frei und ich musste nicht auf dem Boden sitzen!  Nach einem Auf und Ab der Gefühle an dem frühen Morgen ging es letztlich endlich nach Papantla und verbrachte dort mit einem weiteren Freiwilligen und zwei Freunden von ihm (einer mexikanisch, einer deutsch) die Tage.

Neben den Bands, die wir uns abends anschauten, war am Sonntagmittag auch noch Zeit, sich meiner neuen Leidenschaft hinzugeben und sich kulturell in der Mayawelt weiterzubilden: Wir liefen zu den nahgelegenen Mayaruinen und kamen ein weiteres Mal in den Genuss, die sogenannten „Voladores“ in Aktion zu sehen.

 
Sonntagnacht fuhren wir weiter nach Jalcomulco. Jalcomulco liegt ebenfalls im Bundesstaat Veracruz und ist schätzungsweise 30 Minuten von dem Kolpinghaus in Teocelo entfernt. Das Dorf lebt zum Großteil vom Tourismus, da dort ein Fluss namens „La Antigua River“ entlang läuft, der sich gut zum Raften eignet. Der Fluss befindet sich im Tal, rundherum sind hohe Felswände – sieht wunderschön aus.
 Aufgrund der Felswände eigenen sich ebenfalls sportliche Aktivitäten wie „Tirolesa“ und „Rappel“, die wir für unseren dreitägigen Aufenthalt im Programm hatten.
Diese Tage in deutscher Gesellschaft und sportlichen Aktivitäten sowie leckerem Essen habe ich sehr genossen.Uns wurde zwar mitgeteilt, dass es noch mehr Spaß mache, zu raften, wenn man im August/ September kommt, da durch die Regenzeit, der Fluss um einige Meter ansteigt und somit ebenfalls der Schwierigkeitsgrad und  Spaß beim Raften, aber ich denke, amüsiert haben wir uns auch so.
Rappel (rechts zu sehen) war das Tollste und Spannenste von den 3 Aktivitäten. Man kann es auf den Bildern nicht gut erkennen, aber die Felswände sind um die 200 Meter hoch und von ganz oben haben wir uns 65 Meter alleine abgeseilt.
1. Die Aussicht war der Wahnsinn!
2. Ich hatte echt einen ordentlichen Adrenalinschub. Sich so alleine abseilen zu müssen bei dieser Höhe macht schon nervös!

Tirolesa un die schöne, mexikanische Natur
Am Donnerstag, dem 28. März begannen die Feiertage und wie ich es bereits im letzten Bericht angedeutet habe, habe ich diese Tage nicht in Fortín verbracht.
Von Donnerstag bis Sonntag fuhr ich nach Ixcatla. Einem kleinen Dorf, in dem eine Kolpingfamilie lebt.
Um noch mal kurz das Wort „Kolpingfamilie“ zu erläutern, falls es noch unklar sein sollte: Wenn ich von einer Kolpingfamilie spreche, heißt das nicht, dass es sich dabei explizit um Verwandte handeln muss. Viele Mitglieder stammen aus unterschiedlichen Familien und haben sich entschlossen, gemeinsam eine Kolpingfamilie zu gründen.
Bei der Kolpingfamilie, die ich besuchte handelt es sich um eine Gruppe von Frauen, die ein Schreibwaren- und Lebensmittelgeschäft haben.
Ein kleiner Ausschnit der gepflückten Blumen


Die Nächte verbrachte ich im Haus von Jovita, der „Vorsitzenden“ der Kolpingfamilie. Allerdings war ich den Großteil des Tages in vielen verschiedenen Häusern, da ich zu den Mahlzeiten immer von den verschiedenen Frauen nach Hause zum Essen eingeladen wurde und mir ebenfalls ihre Heimat gezeigt wurde.

Ich habe mich sehr gefreut, zu sehen, dass sie die Tage meiner Anwesenheit in dieser Hinsicht so geplant hatten, dass ich alle Mitglieder in ihren vier Wänden mit ihrer Familie kennenlernen durfte und jede Frau für mich ein Essen zubereitet hatte.
Neben dem Essen, das schon mal viel Zeit in Anspruch nahm, waren es natürlich sehr religiös geprägte Tage und so verbrachten wir ebenfalls viel Zeit in Gottesdiensten und mit anderen Aktivitäten rund um die Kirche.
 90% der mexikanischen Bevölkerung sind Katholiken und Ostern ist eines der wichtigsten religiösen Feiertagen, die sehr ernst genommen werden.
Nach meiner Ankunft half ich Jovita, Blumen zu sammeln, da sie für die Dekoration in der Kirche verantwortlich war und Blumensträuße erstellte.
Hier erlebte ich zunächst etwas, was ich sehr befremdlich fand. Jovita wusste genau, welche Blumenarten sie brauchte und erst pflückten wir einige etwas außerhalb des Dorfes und schließlich gingen wir im Dorf herum und Jovita fragte, die Einwohner, wenn diese die Blumen hatten, die Jovita brauchte, ob sie sich diese für die Kirche zur Dekoration mitnehmen kann – Jeder bejahte, schnitt für sie die Blumen ab und überreichte sie ihr mit einem Lächeln. Dabei blieb wirklich keine Blume an ihrer Wurzel und wir verließen die Gärten der Leute mit all ihren schönen Blumen.
Ich stellte mir vor, was die Leute wohl in meiner Heimatstadt sagen würden, wenn ich sie fragen würde, ob ich die schönen Blumen, die sie im Garten gepflanzt hatten, abschneiden und haben dürfe. Ich war mir sicher, dass die Antwort zum Großteil aus einem entsetzten „Nein!“ bestehe.
Altäre für die Leidensstationen Jesu
Alleine wenn ich mir vorstelle, dass ich die, mit Liebe und Sorgfalt angepflanzten, Blumen meines Papas abschneiden würde... Das gäbe Ärger!
Nunja, nachdem wir mit Blumen bepackt zurückkehrten, begannen wir mit dem anordnen und zuschneiden der Blumen.

In vielen Gemeinden Mexikos wird der Leidensweg Christi so authentisch wie möglich dargestellt und so gab es die Leidesnstationen auch in Ixcatla, die wir nach und nach abliefen. Ein Mann trug ein großes Kreuz und „schleifte“ es hinter sich her. So zogen wir durch das Dorf und hielten an einigen Altären, die vorbereitet wurden. Zwei davon sieht man im Anschluss – bei diesen hatte ich meine Hände im Spiel!
Vorgeführt werden oftmals nicht nur die Leidensstationen / Kreuzigung von Jesus Christus, sondern auch das Letztes Abendmahl, Verrat des Judas sowie die Wiederauferstehung.
 
Nach dem Kreuzgang wurde ich wieder zum Essen eingeladen und mir wurde das Dorf näher gezeigt. Viele Einwohner von Ixcatla besitzen Land auf dem sich Kaffeebäume befinden und ein Großteil der Leute leben von dem Verkauf von Kaffee.
Am Freitagabend findet ebenfalls ein Gottesdienst statt und die Leidensstationen werden noch mal im Stillen abgegangen, ohne ein Wort zu reden. 



  


Am Karsamstag findet abends ein kleines Feuer und en Gottesdienst statt. Den Nachmittag verbrachte ich wieder in einer Familie und wir fuhren zu einem nahegelegenen Fluss. An diesem Tage ist es allerdings verboten, „sich zu amüsieren“ in diesem Sinne, gingen wir trotz der Hitze nicht baden.


Gottesdienst
Am Sonntag war für mich der Zeitpunkt schon wieder gekommen, um mich zu verabschieden. Nachdem Gottesdienst ging es aber erst mal noch zu einer Ranch, die beispielsweise auch zwei kleine Schwimmbecken hatten, in denen wir badeten und uns abkühlten. Zum Schluss aßen wir noch gemeinsam.



 Diese Tage waren auf jeden Fall von vielen neuen Erfahrungen geprägt und mal ganz abgesehen von einigen Fischgerichten (Ich mag Fisch nicht so gerne, wollte aber auch nicht nein sagen, wenn der Teller schon fertig für mich zubereitet war), habe ich die Tage in einem ganz neuem Umfeld genossen.
Das Tolle war einfach, dass die Gemeinde auch aus ganz vielen Kindern besteht und gerade im Haus von Jovita immer „Rambazamba“ ist und so nie Langweile aufkam.
Im Haus von Jovita
Eines meines FRÜHSTÜCKS!!

Noch eine Kleinigket, die ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe: Wenn es
hier so etwas wie TÜV geben würde, wären die Hälfte der Autos
wahrscheinlich nicht mehr auf der Straße